Hugo Simon

Der Bankier, Politiker, Landwirt, Kunstsammler und Mäzen Hugo Simon war eine der Schlüsselfiguren im Berliner Leben der Weimarer Republik. Am 1. September 1880 wurde er in Usch (Ujście), heute Polen, damals Teil des Deutschen Reiches, als Sohn eines Lehrers geboren. Mütterlicherseits konnte seine Familie bis zu Meir Katzenellenbogen zurückblicken, der im 16. Jahrhundert Oberrabbiner von Padua und eine zentrale Gestalt des europäischen Judentums war. Nach einer Bankausbildung in Marburg an der Lahn kam Hugo Simon um 1905 nach Berlin und gehörte 1911 zu den Mitbegründern des Bankhauses Carsch Simon & Co. (ab 1922 Bett Simon & Co.).

Bereits 1909 hatte er Gertrud Oswald geheiratet, die wie er aus der Provinz Posen stammte. Die Ehemänner von Gertruds beiden Schwestern Cäcilie und Olga, Alexander Bloch und Kurt Heinig, waren in sozialistischen bzw. sozialdemokratischen Kreisen aktiv. Das Ehepaar Simon bekam zwei Töchter: Ursula (1911) und Annette (1917); erstere heiratete 1929 den Bildhauer Wolf Demeter, ihr gemeinsamer Sohn, das einzige Enkelkind Hugo Simons, kam 1931 zur Welt.

Hugo und Gertrud Simon spatzieren im Winnter mit Stöcken, im Hintergrund stehen stattliche Häuser.
Hugo und Gertrud Simon, 1920er Jahre

Während des Ersten Weltkriegs war Hugo Simon Mitglied im pazifistischen Bund Neues Vaterland, der 1922 in Deutsche Liga für Menschenrechte umbenannt wurde. Zu seinen Mitstreitern gehörten Albert Einstein, Harry Graf Kessler und Stefan Zweig, denen er lebenslang verbunden blieb. Hugo Simons politisch-pazifistische Engagement führte im November 1918 zu seiner Ernennung zum Finanzminister im Preußischen Revolutionskabinett; bereits Anfang Januar 1919 zog er sich gemeinsam mit seiner Partei, der USPD, aus der Regierung zurück.

Desillusioniert von diesen Erfahrungen, wandte er sich Kunst und Kultur zu und wurde zu einem wichtigen Förderer und Sammler zeitgenössischer Künstler:innen. Seine Sammlung umfasste u.a. Werke von Lyonel Feininger, George Grosz, Paul Klee, Oskar Kokoschka, Georg Kolbe, Wilhelm Lehmbruck, Aristide Maillol, Franz Marc, Paula Modersohn-Becker, Edvard Munch, Max Pechstein und Renée Sintenis. Zudem gehörte er als Mitglied der Ankaufskommission der Nationalgalerie zu den einflussreichen Männern der Berliner Kunstwelt. Mit vielen Künstler:innen und Intellektuellen verkehrte Hugo Simon auch privat: Seine Villa im Tiergartenviertel bildete einen Mittelpunkt sozialen und kulturellen Lebens. Darüberhinaus hatte er kurz nach Kriegsende, 1919, das Schweizerhaus in Seelow, Oderbruch erworben, das er in den Folgejahren zu einem landwirtschaftlichen Mustergut ausbaute.

Villa in der Drakestraße 3, Berlin-Tiergarten

1933 waren Hugo und Gertrud Simon gezwungen, Deutschland zu verlassen: Ihr politisches Engagement und ihre jüdische Herkunft rückten sie in den Fokus der nationalsozialistischen Verfolgung. Zunächst ließen sie sich in Paris nieder, und Hugo Simon gelang es, sich als Finanzmakler erneut eine Existenz aufzubauen. Er engagierte sich außerdem in der Flüchtlingshilfe, trat als Unterstützer des deutschen Exil-Widerstands in Erscheinung und stellte die wirtschaftliche Existenz der Pariser Tageszeitung, der wichtigsten deutschsprachigen Exilzeitung, sicher.

Sowohl Hugo als auch Gertrud Simon wurde 1937 die deutsche Staatsbürgerschaft entzogen. Als Paris im Juni 1940 unter deutsche Besatzung fiel, floh das Ehepaar über Montauban nach Marseille. Ihre Wohnung wurde vom Einsatzstab Reichsleiter Rosenberg (ERR) beschlagnahmt und die meisten Wertgegenstände, einschließlich eines Teils der Kunstsammlung, zurück nach Deutschland gebracht.

Für das Ehepaar begann eine harte Zeit: Nach Ausbruch des Krieges hatten sich die Aussichten für europäische Flüchtlinge endgültig verdüstert, ohne die ‚richtigen‘ Papiere und Verbindungen gab es kaum noch Überlebenschancen. So war eine Ausreise auf legalem Weg unmöglich, da Hugo Simon von der Gestapo gesucht wurde. Im Februar 1941 entkamen sie schließlich mit falschen tschechoslowakischen Pässen nach Spanien, wo sie sich von Vigo aus nach Rio de Janeiro einschiffen konnten. Ihre Töchter nebst Schwiegersohn und Enkel waren ebenfalls mit falschen (französischen) Papieren nach Brasilien geflohen.

In Brasilien allerdings war den Simons keine Ruhe vergönnt: Sie fanden zunächst im katholischen Kloster St. Benedikt Aufnahme und pflegten in Rio de Janeiro Kontakt mit anderen Flüchtlingen, u.a. mit Stefan Zweig, dessen Suizid im Februar 1942 die gesamte Exilgemeinde tief erschütterte, und dem Schriftsteller und Journalisten Ernst Feder. Doch bereits wenige Monate nach ihrer Ankunft erhielten die Eheleute einen Ausweisungsbescheid, der sie verpflichtete, das Land innerhalb von zwei Wochen zu verlassen. Da sie nun weder – legal – in Brasilien bleiben noch mit falschen Papieren ausreisen konnten, mussten sie im Frühjahr 1942 untertauchen. Ihr Weg führte sie zunächst in das drei Stunden westlich von Rio gelegene Penedo, wo Hugo Simon als Verwalter der Firma Geigy angestellt wurde, die sich auf die Gewinnung von pharmakologischen Pflanzenextrakten spezialisiert hatte. 

Fazenda Penedo, Bundesstaat Rio de Janeiro, 1940er Jahre

In Penedo wurden sie als ‚Illegale‘ bedroht und erpresst und ließen sich deshalb Anfang 1943 bis zum Ende des Krieges in der Stadt Barbacena im Bundesstaat Minas Gerais nieder. Dort traf Hugo Simon den ebenfalls im Exil lebenden katholisch-konservativen, gleichwohl der Résistance verbundenen französischen Schriftsteller Georges Bernanos, und zwischen den beiden ungleichen Männern entstand eine Freundschaft. Während Hugo Simon in dieser Zeit seinen Lebensunterhalt mit der Zucht von Seidenraupen verdiente, arbeitete er an einer (unvollendet gebliebenen) Autobiographie. Das Manuskript wird gemeinsam mit anderen Papieren aus dem Nachlass im Deutschen Exilarchiv 1933–1945 der Deutschen Nationalbibliothek verwahrt.

Nach dem Krieg lebte das Ehepaar Simon wieder in Penedo, von wo aus sie sich bemühten, nicht nur ihren verlorenen Besitz, sondern auch ihre Identitäten zurückzuerhalten. Denn die falschen Pässe waren die einzigen Dokumente; internationale Reisen konnten sie damit nicht unternehmen. Und trotz prominenter Bürgen, unter ihnen Thomas Mann und Albert Einstein, war es Hugo Simon nicht möglich, seinen Namen und damit auch seine Nationalität noch zu Lebzeiten zurückzuerlangen. Er starb am 4. Juli 1950 in São Paulo. Gertrud Simon blieb in Brasilien, sie starb dort 1964.

Die Kunstsammlung war und blieb größtenteils verloren: Einige wenige Stücke konnten restituiert werden, ebenso wie das Grundstück im Berliner Tiergartenviertel – das Haus war von Bomben vollständig zerstört worden. Im Jahr von Gertrud Simons Tod begann ein langwieriges Verfahren, mit dem ihre beiden Töchter und ihr Schwiegersohn schließlich ihren ursprünglichen Rechtsstatus wiederherstellen lassen konnten: Es wurde 1972 abgeschlossen – mehr als 30 Jahre nach ihrer Flucht aus Europa. Die vollständige Ermittlung des Simon’schen Besitzes dauerte freilich bis in die 1990er Jahre an.

Dauerausstellung

Die Ausstellung Hugo Simon: vom roten Bankier zum grünen Exilanten, kuratiert von Rafael Cardoso und Anna-Dorothea Ludewig, macht die außergewöhnliche Persönlichkeit Hugo Simons durch überwiegend unveröffentlichte persönliche Bilder und Dokumente wieder sichtbar. Sie orientiert sich an seiner Biographie und ist in fünf Themenfelder unterteilt: 1) Hugo Simon; 2) Menschen und Netzwerke; 3) Berlin Tiergarten; 4) Seelow, Oderbruch; 5) Frankreich und Brasilien. Erstmals wurde die Ausstellung 2018 in der Brasilianischen Botschaft in Berlin gezeigt, seit 2019 ist eine überarbeitete Version im Schweizerhaus in Seelow zu sehen. Die Ausstellung ist währen der Öffnungszeiten des Schweizerhauses kostenfrei zugänglich; auf Anfrage sind private Besichtigungstermine und Führungen möglich.

Publikationen

Veröffentlichungen über Hugo Simon:

  • Anna-Dorothea Ludewig, Hugo Simon, vom roten Bankier zum grünen Exilanten (Jüdische Miniaturen). Leipzig: Hentrich & Hentrich, 2021.
  • Nina Senger, „Werke Ludwig Meidners in der Sammlung Hugo Simon“, in: Expressionismus, Ekstase, Exil. Ludwig Meidner. Hrsg. Erik Riedel und Mirjam Wenzel, Frankfurt a. M., 2018, 129-151.
  • Anna-Dorothea Ludewig & Rafael Cardoso (Hrsg.), Hugo Simon in Berlin. Leipzig: Hentrich & Hentrich, 2018.
  • Rafael Cardoso, Das Vermächtnis der Seidenraupen. Frankfurt a.M.: S. Fischer, 2016.
  • Nina Senger, „Hugo Simon (1880-1950) Bankier - Sammler - Philanthrop“, in: Jüdische Sammler und ihr Beitrag zur Kultur der Moderne. Hrsg. Annette Weber, Heidelberg, 2011, 149-163.
  • Marlen Eckl, Das Paradies ist überall verloren: das Brasilienbild von Flüchtlingen des Nationalsozialismus. Frankfurt a.M.: Vervuert, 2010.
  • Nina Senger mit J. Th. Köhler, Jan Maruhn, „Utopische Plaudereien. Paul Cassirer und die Architektur“, in: Ein Fest der Künste. Paul Cassirer. Der Kunsthändler als Verleger. Hrsg. Rahel Feilchenfeldt und Thomas Raff, München, 2006, 347-363.
  • Nina Senger mit. J. Th. Köhler, Jan Maruhn, Berliner Lebenswelten der zwanziger Jahre. Bilder einer untergegangenen Kultur photographiert von Marta Huth. Katalog herausgegeben zusammen mit dem bauhaus archiv Berlin und der Landesbildstelle Berlin, Frankfurt a. M., 1996.
  • Izabela Maria Furtado Kestler, Die Exilliteratur und das Exil der deutschsprachigen Schriftsteller und Publizisten in Brasilien. Frankfurt a.M.: Lang, 1992.
  • Maria Eugênia Tollendal, Uma tríade histórica. Barbacena: Gráfica Editora Mantiqueira, 1989.
  • Edita Koch, “Hugo Simon/Hubert Studenic”, Exil 1933-1945, 1 (1983), 48-61.

Weitere Veröffentlichungen:

  • Der Hirscheber im Schweizerhaus: eine Geschichte in 159 Scherben. Seelow: Heimatverein Schweizerhaus Seelow, 2021.
  • Das Areal Schweizerhaus. Seelow: Heimatverein Schweizerhaus Seelow, 2011.

Die Kunstsammlung Hugo Simon: Forschung und Restitution

Hugo Simon gehörte zu den führenden Kunstsammlern im Berlin der Weimarer Republik. Die Liebe zur Kunst teilte er mit seiner Frau Gertrud, ihre gemeinsame Kollektion umfasste zahlreiche, heute als Meisterwerke bekannte Stücke wie die 1895 entstandene Pastellversion von Edvard Munchs Schrei, heute im Museum of Modern Art in New York; Franz Marcs Pferd in Landschaft (1910), heute im Folkwang Museum in Essen; Oskar Kokoschkas Dame in Rot (1911), heute im Milwaukee Art Museum. Andere Bilder der Sammlung befinden sich heute in bedeutenden Museen wie dem Art Institute of Chicago, dem Belvedere Museum (Wien), dem Kunsthaus Zürich, dem Kunstmuseum Basel, dem Kunstmuseum Bern, dem Kunstmuseum Winterthur, dem Musée d'Orsay (Paris) und dem Norton Simon Museum (Pasadena). Darüber hinaus war Hugo Simon auch ein prominenter Förderer der Nationalgalerie in Berlin und trat sowohl als Spender als auch als Mitglied der Ankaufskommission in Erscheinung. Auch privat pflegte er Verbindungen zu zahlreichen Künstlerinnen und Künstlern: u.a. verband ihn eine enge Freundschaft mit dem Kunsthändler Paul Cassirer. Sein Schwiegersohn Wolf Demeter, verheiratet mit seiner ältesten Tochter, Ursula, war Bildhauer.

Zu den zeitgenössischen Künstlern, deren Werke in den Sammlungen von Hugo und Gertrud Simon vertreten waren, gehören Alexander Archipenko, Ernst Barlach, André Derain, Lyonel Feininger, August Gaul, George Grosz, Erich Heckel, Ernst Ludwig Kirchner, Paul Klee, Oskar Kokoschka, Georg Kolbe, Marie Laurencin, Wilhelm Lehmbruck, Max Liebermann, Aristide Maillol, Franz Marc, Paula Modersohn-Becker, Ludwig Meidner, Otto Mueller, Edvard Munch, Emil Nolde, Max Pechstein, Pablo Picasso, Renée Sintenis, Max Slevogt, Kees van Dongen. Das Ehepaar Simon interessierte sich aber auch für die Kunst früherer Epochen, insbesondere des 19. Jahrhunderts, und besaß Werke von Canaletto, Cézanne, Corot, Courbet, Daumier, Friedrich, Guardi, Leibl, Monet, Pissarro, Poussin, Puvis de Chavannes, Renoir, Tintoretto, Toulouse-Lautrec, van Cleve, van Ruysdael, von Marées und vielen anderen.

Nachdem er ins Exil gegangen war, gelang es Hugo Simon, einen großen Teil der Sammlung aus Deutschland herauszuholen. Ein Teil der Kunstwerke wurde nach Paris gebracht, wo sich das Ehepaar zwischen 1933 und 1940 aufhielt. Andere konnten in Schweizer Museen deponiert und sicher aufbewahrt werden. Als sich die Lebensbedingungen im Exil verschlechterten, begann das Ehepaar, Werke zu verkaufen, nicht nur, um sich selbst zu versorgen, sondern auch, um den Kampf gegen den Nationalsozialismus sowie Hilfsaktionen für deutsche Flüchtlinge, exilierte Künstler und Schriftsteller zu finanzieren. Andere Werke dienten als Sicherheiten für Kredite der Schweizer Museen, die sie verwahrten. Trotz dieser schwierigen Situation konnte Hugo Simon wichtige Leihgaben für die beiden 1938 gezeigten Ausstellungen Twentieth Century German Art (London) und L'Art allemand libre (Paris) zur Verfügung stellen. Die Kuratoren Herbert Read bzw. Paul Westheim reagierten damit auf die Ausstellung „Entarteten Kunst“, die in Deutschland im Jahr zuvor gezeigt worden war.

Kurz nach dem Einmarsch in Paris im Juni 1940 wurden die Wohnung und die Büros von Hugo Simon durch den Einsatzstab Reichsleiter Rosenberg (ERR) und die so genannte M-Aktion (Möbel-Aktion) geplündert. Im Oktober 1941 wurden sechs Kisten mit Kunstobjekten, die ihm gehörten, aus dem deutschen Depot im Jeu de Paume nach Berlin transportiert. Während des Krieges wurden sie auseinandergerissen, und der Verbleib vieler Objekte ist bis heute unbekannt. Im Juni 1945 beantragte Hugo Simon erstmals die Restitution seiner verlorenen Sammlung. Die mit der Rückgabe beauftragten alliierten Behörden stellten Nachforschungen an, in deren Folge die Simons in den Jahren 1947 bis 1948 etwa neun Kunstwerke sowie weitere Möbel und Haushaltsgegenstände zurückbekamen. Der größte Teil der Sammlung – bis zu 250 Werke – wurde nicht restituiert. Einige Gegenstände hatten die Simons bei ihrer Flucht in Paris zurücklassen müssen, darunter auch Kunstwerke. Ihre Wohnung wurde von den deutschen Behörden versiegelt; nach 1945 beschlagnahmte die Eigentümerin der Wohnung, die Banque de l'Algérie, die verbliebenen Kunstwerke trotz der gerichtlichen Bemühungen von Hugo Simon. Bis zu seinem Tod wurden diese von der Bank aufbewahrt und schließlich in den 1960er Jahren im Rahmen ihrer Liquidation verkauft.

Die Erben von Hugo und Gertrud Simon haben ihre Bemühungen um die während des Krieges verlorenen Besitztümer, einschließlich der Kunstsammlung, nie aufgegeben. Zwar blieben die in den 1950er, 1960er und 1970er Jahren angestrengten juristischen Interventionen meist erfolglos, doch nach dem Fall der Berliner Mauer und der Öffnung ehemaliger DDR-Archive und -Institutionen konnten weitere Versuche unternommen werden – mit größerem Erfolg. Die Veröffentlichung der Grundsätze der Washingtoner Konferenz über NS-verfolgungsbedingt entzogene Kunst im Jahr 1998 ermöglichte zudem eine öffentliche Diskussion über die Verantwortung der Museen und Sammlungen für Provenienzforschung. In den letzten Jahrzehnten wurde durch verschiedene andere Restitutionsfälle die Relevanz der Rückforderungen aus der Sammlung Hugo Simon bestätigt. Wo immer es möglich ist, bemühen sich die Erben um eine Zusammenarbeit mit den derzeitigen Eigentümern, um gerechte und faire Lösungen zu finden. Im Rahmen ihrer Aufgabe, das Erbe Hugo Simons zu bewahren, unterstützt die Hugo Simon Stiftung die Familie in ihrem Bemühen um Wiedergutmachung und Restitution.

Die Erforschung der Sammlung Hugo Simons hat in den Jahren 2020 bis 2022 mit der Durchführung des Projekts Rekonstruktion der Kunstsammlung des jüdischen Berliner Bankiers Hugo Simon (1880-1950) eine neue Phase erreicht, das von den Erben Hugo Simons und dem Kunstgeschichtlichen Seminar an der Universität Hamburg gemeinsam getragen und von der Deutschen Stiftung Kunstbesitz (DZK) gefördert wird. Die ersten Ergebnisse dieses Projekts lassen hoffen, dass eine vollständige Rekonstruktion der einzigartigen Sammlung von Hugo und Gertrud Simon eines Tages möglich sein könnte. Das Forschungsprojekt hat dazu beigetragen, Licht in das Dunkel nationalsozialistischer Verstrickungen in Kunstraub und -handel zu bringen – und wird dies auch weiterhin tun. Die nachstehende Liste der Restitutionen und Vergleiche enthält ein aktualisiertes Verzeichnis der Kunstwerke, die einst Hugo Simon gehörten und deren Provenienz und Eigentumsverhältnisse geklärt sind. Informationen zu Werken, die als unklar oder verschollen gelten, finden Sie in der Lost Art-Datenbank des DZK:

Wiedergefundene Kunstwerke; mit Quelle und Datum der Rückgabe:

  • André Derain, Beauty and the beast; Commission de Récuperation Artistique, 1947
  • Emil Orlik, Portrait of a woman [Gertrud Simon]; Commission de Récuperation Artistique, 1947 
  • Pablo Picasso, Horse (drawing); Commission de Récuperation Artistique, 1947 
  • Camille Pissarro, pastel drawing of a landscape; Commission de Récuperation Artistique, 1947 
  • Puvis de Chavannes, Head of a girl, front and profile (two sanguine drawings); Commission de Récuperation Artistique, 1947 
  • Unidentified author, nineteenth-century portrait of a man; Commission de Récuperation Artistique, 1947 
  • August Gaul, Ostrich (bronze); Commission de Récuperation Artistique, 1948 
  • Georg Heinrich Crola, Landschaft mit Eichen (1837); Staatliche Museen zu Berlin/Preußischer Kulturbesitz, 2007 
  • Rudolf Henneberg, Spazierritt (1861-63); Staatliche Museen zu Berlin/Preußischer Kulturbesitz, 2007 
  • Julius Schnorr von Carolsfeld, Reiterkampf (c.1872); Staatliche Museen zu Berlin/Preußischer Kulturbesitz, 2007 
  • Max Pechstein, Schneelandschaft (1917); Staatliche Museen zu Berlin/Preußischer Kulturbesitz, 2007 
  • Otto Mueller, Selbstbildnis (c.1909); York Castle Museum, 2011 
  • Max Pechstein, Vier Akte in Landschaft (1912); Musée National d’Art Moderne (Centre Georges Pompidou), 2020 
  • Kees Van Dongen, Deux baigneuses (1912); private collection, 2023

Kunstwerke für die eine Einigung erzielt wurde; mit Datum:

  • Lyonel Feininger, Raddampfer (1912); 2011 
  • Lyonel Feininger, Hafen von Schwinemünde (1915); 2011 
  • Wilhelm Leibl, Mädchen mit weißem Mullhut (undated); 2016
  • Paula Modersohn-Becker, Selbstbildnis mit Tulpen (1907); 2017  
  • Lyonel Feininger, Alt Salenthin (1912); 2019 
  • Max Liebermann, Bäuerin auf dem Feld (1878); 2022